Steckbrief

Center for Advanced Internet Studies

Das CAIS ist ein Forschungskolleg, an dem die gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation erforscht werden. Mit Fördermöglichkeiten für Fellows, Arbeitsgemeinschaften und Veranstaltungen bietet es ein attraktives Angebot für Wissenschaftler*innen und engagierte Persönlichkeiten aus der Praxis.

Arbeitsgruppen werden am CAIS gefördert / CAIS, Matthias Begenat

Im Fokus der Forschung am CAIS ist die digitale Transformation als eine gesellschaftliche Entwicklung, die in den letzten Jahrzehnten sämtliche Lebensbereiche von privater Kommunikation über Politik und Öffentlichkeit bis hin zu Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft grundlegend verändert hat – verbunden mit vielen Möglichkeiten, aber auch erheblichen Risiken. Um diesen komplexen Prozess zu verstehen und verantwortungsvoll zu gestalten, ist eine Forschung notwendig, die schnell auf aktuelle Entwicklungen reagiert, sich interdisziplinär austauscht und mit Bürger*innen und Akteur*innen aus der Praxis ins Gespräch kommt. Das CAIS versteht sich als Impulsgeber für eine kritische Öffentlichkeit, die sich über Leitbilder für ein selbstbestimmtes Leben in der digitalen Gesellschaft verständigen will.

Staatssekretärin Annette Storsberg bei der Veranstaltung „Zukunft der Digitalisierungsforschung“ / CAIS, Michael Schwettmann

Um die Forschung zur digitalen Transformation in NRW weiter zu profilieren und auszubauen, hat das Team des CAIS ein Konzept für ein zentrales Institut für Digitalisierungsforschung ausgearbeitet, das für die Agenda des CAIS neue Perspektiven eröffnet. Das Konzept verzahnt human- und technikwissenschaftliche Fächer in inter- und transdisziplinären Forschungsprogrammen. Ein ganzheitlicher sozio-technischer Ansatz ermöglicht eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation von anwendungsorientierten Fragestellungen bis zu den Grundfragen einer digitalen Ethik. Das Institut wird eine Schnittstelle in der Digitalisierungsforschung bilden, indem es aktuelle und gesellschaftlich relevante Fragestellungen aufgreift, die aufgrund ihrer Mehrdimensionalität nicht disziplinär abgeschottet untersucht werden können. Die Gründung des Instituts ist für 2021 anvisiert.

„Meet the Scientists“ im Rahmen des CAIS-Forum 2019 / CAIS, Michael Schwettmann

Erfahrungen im Kontext der Corona-Pandemie

Für das CAIS stellen sich durch die Corona-Pandemie vor allem zwei Herausforderungen: Die Aufrechterhaltung des Kollegbetriebs unter Social Distancing und Hygieneregeln und die Auswirkungen der Pandemie auf die Digitalisierung als Forschungsgegenstand.

Das zentrale Ziel des CAIS, Forscher*innen aus verschiedenen Disziplinen als Fellows und Teilnehmer*innen an Arbeitsgruppen, Workshops oder Tagungen in einen intensiven Austausch miteinander zu bringen, konnte durch die Corona Pandemie nur noch eingeschränkt verwirklicht werden. Zwar wurde durch den kreativen Einsatz digitaler Medien und die regelmäßige Durchführung virtueller Kolloquien die wissenschaftliche Kommunikation der Fellows und Gäste am CAIS weiterhin ermöglicht. Je länger man aber auf diese Formate angewiesen war, desto deutlicher wurden auch die Einschränkungen, die mit ihnen für die fachliche und soziale Interaktion verbunden sind. Sie sind kein vollwertiger Ersatz für den direkten persönlichen Kontakt und den informellen Austausch. Inzwischen werden zunehmend Hybridveranstaltungen durchgeführt, bei denen eine kleine Gruppe verteilt in einem Konferenzraum sitzt und andere Teilnehmer*innen per Videokonferenz zugeschaltet werden. Auch hier kann allerdings die Dynamik der Diskussion nicht mit rein analogen Veranstaltungen und face-to-face Kontakten mithalten.

Das CAIS-Forum 2019 im Jahrhunderthaus Bochum / CAIS, Michael Schwettmann

Gleichzeitig ist die Corona-Pandemie eine exemplarische Herausforderung für die Forschung am CAIS. Die Krise wirkt zugleich als Katalysator der digitalen Transformation. Digitale Technologien spielen bei der Erforschung der Pandemie und der Entwicklung von Gegenmaßnahmen eine Schlüsselrolle: Angefangen von der Modellierung epidemiologischer Daten über die Koordination der Behandlung von Erkrankten bis hin zur Information der Bevölkerung. Angesichts von Social Distancing und Lockdowns übernehmen digitale Medien wichtige gesellschaftliche Kommunikations- und Organisationsfunktionen in sozialen, politischen, ökonomischen, pädagogischen und wissenschaftlichen Kontexten. Selten war die Rolle digitaler Technologien für die Gestaltung und Aufrechterhaltung vielfältiger gesellschaftlicher Bereiche offensichtlicher. Gleichzeitig stellt jedoch der Expertenrat Corona der Landesregierung Nordrhein-Westfalen fest, dass „die Krise erhebliche Mängel der digitalen Kommunikation gezeigt“ habe und Deutschland deshalb „eine Digitalisierungsoffensive in allen Bereichen“ brauche.

Eine gestaltungsorientierte Digitalisierungsforschung muss in dieser Situation das Ziel haben, die von der Corona-Krise ausgelöste Dynamik der Digitalisierung zu erforschen, Szenarien für die digitale Welt nach der Pandemie zu erörtern, sich an der Entwicklung technischer Innovationen zu beteiligen und konkrete Vorschläge für deren praktische Umsetzung zu machen. Für die Idee einer agilen Wissenschaft, die schnell auf neue Ereignisse und Probleme reagiert, ist die aktuelle gesellschaftliche Krise ein paradigmatischer Prüfstein und anspruchsvolles Erprobungsfeld. Das CAIS setzt sich deshalb in unterschiedlichen Formaten mit den digitalen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auseinander, insbesondere auch unter Einbeziehung der in der Digitalstrategie NRW formulierten Perspektiven und Ziele. Diese Aktivitäten stärken zugleich das Fundament für das geplante neue Institut für Digitalisierungsforschung, das für eine agile und gestaltungsorientierte Forschung und die Zusammenführung der Impulse für die digitale Transformation der Gesellschaft einen wichtigen Mehrwert verspricht.